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Settings gestalten

Wie kann man ein Seniorenbüro oder einen Begegnungsraum so gestalten, dass sich möglichst alle Menschen unabhängig ihrer Herkunftsgeschichte oder sozialen Hintergrundes eingeladen fühlen?

Im Idealfall unterstützt die Einrichtung des Raumes das Geschehen. Die Bedeutung, Settings angemessen zu gestalten und zu planen, ist im Rahmen von Sozialer Arbeit Alltagswissen. Durch die Einrichtung und auch durch die Dekoration können Signale gesendet werden, die für verschiedene Zielgruppen einladend und vertrauenserweckend wirken.

Das Beispiel des Seniorenbüros Inge & Walter in Leipzig zeigt, wie Menschen niederschwellig angesprochen werden können.

Um die Vielfalt sichtbarer zu machen, können Kalender, Bilder und Gegenstände mit eingebunden werden. Menschen mit internationaler Familiengeschichte könnten angesprochen werden, ob sie etwas beisteuern möchten. Ebenso könnten Glückwünsche zu verschiedenen Feiertagen unterschiedlicher Religionen öffentlich sichtbar dargestellt werden, oder auf den Tischen können für Diskussionen anregende Bücher ausgelegt werden. Die ansprechende Atmosphäre wirkt in jedem Fall vertrauenserweckend.

Info

Das Seniorenbüro Inge & Walter in Leipzig hat sich bei der Einrichtung von „Wohnzimmern“ inspirieren lassen. Alltagsgegenstände, die in der „Jugend“ oder im Arbeitsleben der Bewohner:innen im Nahraum üblich waren, finden sich genauso wieder wie Gegenstände, die einen hohen Wert hatten, wie z. B. Sammeltassen. Heute trinken die Besucher:innen aus solchen Sammeltassen aus DDR-Zeiten Tee und Kaffee, spenden sogar selbst Geschirr und gestalten dadurch den Begegnungsraum mit.

Repräsentanz erhöhen

Auch während der Gestaltungsprozesse von Settings ist es wichtig, Zuschreibungen zu vermeiden und damit Othering vorzubeugen.

Repräsentanz wird am leichtesten durch Kontakte zu Personen ermöglicht, bei denen bekannt ist, dass sie sich zu bestimmten Gruppen zugehörig fühlen, wie beispielsweise eine kopftuchtragende Frau, die sich als Muslima identifiziert. Nur ist es nicht immer auf Anhieb möglich, Personen ihre Zugehörigkeiten anzusehen. So tragen beispielsweise die meisten muslimischen Frauen in Deutschland kein Kopftuch.

Wenn es in einer konkreten Situation darum geht, beispielsweise zur Ramadanzeit oder Pessachzeit, die Räumlichkeiten entsprechend zu gestalten, könnte eine Umfrage in der Einrichtung durchgeführt werden, wer sich an der Dekoration beteiligen möchte. Auf diese Weise können Zuschreibungen vermieden werden, wenn der Kontakt einladend gestaltet wird. Sollten Menschen es vorziehen, sich nicht einzubringen, hat die Nachfrage dennoch die Wirkung, dass sich der/die Einzelne gesehen, aber nicht genötigt fühlt.

Tipp

Nicht immer ist es möglich, Betroffene direkt anzusprechen. Öffentliche Informationen, die von verschiedenen Menschengruppen selbst erstellt wurden, findet man z. B. hier:

Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. https://domid.or

Ein Bekenntnis für Vielfalt

Repräsentanz ist auf mehreren Ebenen wichtig. Sie macht verschiedene Perspektiven nicht nur sichtbar, sondern sie signalisiert auch – vor allem Kindern und Jugendlichen -, dass alle Menschen normal und ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sind.

Ähnlich wie Trikots und Fähnchen während Fußball-Meisterschaften trägt die Repräsentanz von Vielfalt während öffentlicher Veranstaltungen dazu bei, dass die Haltung von Seniorenbüros deutlich wird.

Seniorenbüros wirken häufig auch bei städtischen Veranstaltungen mit – von Ferienaktionen über die Organisation von Ausstellungen und Demonstrationen. Sie schaffen dadurch Gelegenheiten für Begegnungen über das Setting eines Seniorenbüros hinaus. Wie weiter oben beschrieben, sollten diese Begegnungen positive Gefühle auslösen, wozu die Darstellung von Vielfalt auch beitragen kann.

Tipp

Wie tief Repräsentanz berühren und damit auch wirken kann, zeigen diese Reaktionen auf den Disney Klassiker Arielle, die Meerjungfrau:
https://www.youtube.com/watch?v=GTlxFg59Z_g

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