Bündnisse in Bewegung?! – Landesdemokratiekonferenz in Hamm

Veröffentlicht am 21. Oktober 2024

Am 9. Oktober 2024 trafen sich in Hamm in der VHS viele Projektträger aus Demokratie Leben! zum Thema „In Bewegung – Bündnisse für Demokratie“. Die Wichtigkeit des Themas war den Grußworten des VHS Leiters Marco Düsterwald, des Oberbürgermeister Marc Herter und der Staatssekretärin Gonca Türkel-Dehnert deutlich anzumerken.

Die Keynote Speakerin Saraya Gomis, im Expert:innenrat für Antidiskriminierung des Bundes nahm sich der Themen Solidarität, Bündnisse und was es dafür braucht aus der Sicht einer von Rassismus betroffenen Lehrerin und Verwaltungsexpertin an. Alle historischen Vorbilder und komplexen Gedankengänge zusammenzufassen ist an dieser Stelle nicht möglich.

Das Wichtigste in Kürze ist,

  • dass gutgemeinte Demonstrationen nicht ausreichen, um die Gesellschaft zu transformieren. Es braucht kontinuierliches Handeln über „plakative“ Aktionen hinaus.
  • dass gutgemeinte Fragen eher auf Eigenbedürfnisse der Fragestellenden schließen lassen, als Bedürfnisse von Betroffenen zu ermitteln. Die Erfahrungen, die im Rahmen von Black Lives Matter von afro-diasporischen und schwarzen Engagierten gemacht wurden – waren sehr zwiespältig. Die Forderungen, die von betroffenen Gruppen formuliert wurden, wurden nicht wirklich gehört oder wichtig genommen – die Betroffenheit der weiß-positionierten Akteur:innen stand im Mittelpunkt.
  • dass es für alle Seiten nicht einfach ist.

Daher empfiehlt Saraya Gomis zu streiten -freundschaftlich -, um Bündnisse zu Netzwerken werden zu lassen, die alle Seiten berücksichtigen und damit wirklich demokratisch funktionieren. Dies setzt jedoch voraus, dass die Bündnispartner:innen sich als Gleichwertige betrachten, wozu jede:r Einzelne beitragen kann.

Auf struktureller und institutioneller Ebene müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, wozu auf vielen Ebenen viele Akteur:innen und Bündnisse notwendig werden. So kann verwaltungsseitig damit begonnen werden, die Regeln für die Umsetzung der freiheitlich demokratischen Grundordnung zu aktualisieren. Diese wurden während des gescheiterten NPD Verbotsverfahrens 2017 präzisiert.

Mit vielen wichtigen Anregungen im Gepäck mussten die Teilnehmer:innen sich für einen Workshop am Nachmittag entscheiden.

Die Historikerin Dr. Rahab Njeri, die erste festangestellt Beauftragte für Rassismuskritik an einer deutschen Universität, und Dr. Halil Can, von der TU Berlin mit Forschungsschwerpunkten „Institutionen & Rassismus“ gestalteten einen intensiven Austausch im Workshop „Kritisches Verbündetensein: Macht und Solidarität“.

Impulse wie „Empowersharing“ und welche Rahmenbedingungen durch konstruktive Machtnutzung von weiß-positionierten Kolleg:innen in höheren Positionen erfolgen können, wurden in Kleingruppen diskutiert. Es wurde deutlich, dass die Grenzen zwischen individuellem Handeln, Organisationsstrukruren fließend sind. Diskutiert wurde auch, ob „diversitätsbewusste Organisationsentwicklung“ ausreicht, um gesellschaftliche Transformationsprozesse zu ermöglichen. Fertige Antworten gab es keine – aber gute Impulse für funktionierende Bündnisse.

Wie vielfälgite Zielgruppen erreicht werden können, um Bündnisse für alle attraktiv und repräsentativ zu gestalten, wurde zum Abschluss auf dem Podium diskutiert.